Was ist gesünder: Zähneputzen vor oder nach dem Frühstück? Antworten auf die Frage, ob Zähneputzen vor oder nach dem Frühstück sinnvoller ist, sind meist von Glaubenssätzen und Halbwissen geprägt. Jedoch liefern beide Seiten auch Argumente, die dem Laien durchaus glaubhaft erscheinen. So behaupten Befürworter des Putzens direkt nach dem Aufstehen, die Zähne seien nach längerer Zeit ohne Benutzung angreifbarer, da sich über Nacht Ablagerungen sammeln. Diese sollen durch morgendliches Putzen beseitigt werden, da sonst durch Kauen die Zähne geschädigt werden. Währenddessen weist die Gegenseite der Beseitigung von Essensresten eine größere Bedeutung zu, da diese sonst Nährstoff für zahnschädigende Bakterien liefern.

Zähneputzen vorm Frühstück: Das spricht dafür!

Um zu verstehen, wann morgens das Zähneputzen am sinnvollsten ist, muss daher erst geklärt werden, was sein Nutzen ist. Es ist richtig, dass sich über Nacht ein Biofilm, das Pellikel, an den Zähnen bildet. Dieses schützt die Zähne vor Säure und unterstützt die Einlagerung von Mineralien. Mit der Zeit beginnen sich jedoch Bakterien in diesem Film zu vermehren – es entsteht Plaque. Diese ist für Mundgeruch und den unangenehmen Geschmack im Mund verantwortlich, der nach dem Aufstehen oft verbleibt. Innerhalb weniger Tage härtet die Plaque zudem zu Zahnstein aus, der den idealen Nährboden für zahnschädigende Bakterien wie das Kariesbakterium Streptococcus mutans bildet. 

Solange Plaque weich ist, kann sie aber problemlos mit der Zahnbürste entfernt werden – egal, ob dies vor dem Frühstück oder danach geschieht. Die morgendliche Zahnhygiene dient jedoch nicht ausschließlich dazu, Plaque zu entfernen. Sie erfüllt darüber hinaus eine präventive Funktion. So enthält Zahnpasta Fluorid, das die Remineralisierung der Zähne unterstützt und zur Bildung eines Schutzfilms gegen Bakterien und Säure beiträgt. Dieser schützt die Zähne tagsüber vor Schäden, die durch säure- oder zuckerhaltige Speisen und Getränke entstehen können. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob eine spezielle Zahnpasta für den morgendlichen Gebrauch verwendet wird: Solange Putzkörper und Fluorid in ausreichender Menge enthalten sind, ist sie geeignet, Zähne zu reinigen und zu schützen.

Zähneputzen nach dem Frühstück: Keine Chance für Bakterien

Aber auch die Speisereste vom Frühstück können Nährboden für Bakterien bieten. Solange sie zwischen den Zähnen verbleiben, siedeln sich darauf Bakterien an. Diese zersetzen im Rahmen ihres Verdauungsprozesses Kohlenhydrate und scheiden Säure aus, die die Zähne angreift. Wird daher die Reinigung der Zähne vernachlässigt, zersetzen die Ausscheidungen der Bakterien den Zahnschmelz und ermöglichen diesen damit die Besiedelung der tieferen Schichten des Zahns. 

Auf diese Weise entsteht Karies, die vom Zahnarzt behandelt werden muss. Jedoch ist dies ein langsamer, oft schleichender Prozess. Da ein Großteil der besiedelten Essensreste beim Kauen ohnehin gelöst und beim Trinken mit heruntergespült wird, ist der Effekt tagsüber folglich kaum der Rede wert, solange die Zähne morgens geputzt wurden. Wurden die Zähne bereits vor dem Frühstück geputzt, schützt der dabei aufgetragene Schutzfilm zusätzlich vor der Schädigung der Zähne durch Bakterien.

Zähneputzen nach dem Frühstück
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Beim Zähneputzen vor dem Frühstück wird also zuerst der Zahnbelag entfernt, der sich über Nacht gebildet hat, und ein Schutzfilm aufgetragen. Somit sind die Zähne bereits vor Schäden durch Säure und Zucker geschützt, bevor sie überhaupt beim Frühstück damit in Kontakt kommen.
Werden die Zähne erst nach dem Frühstück geputzt, werden gemeinsam mit dem nächtlichen Zahnbelag auch die Essensreste vom Frühstück entfernt und Bakterien können somit keinen Schaden anrichten. Gleichzeitig werden die Zähne durch das Fluorid der Zahnpasta den Rest des Tages vor schädlichen Einflüssen geschützt.

Achtung Säure: Warum zu voreiliges Zähneputzen nach dem Frühstück den Zähnen schadet

Unter diesem Gesichtspunkt spielt es folglich keine wesentliche Rolle, ob das Zähneputzen vor oder nach dem Frühstück erfolgt. Eine größere Bedrohung für die Zähne stellen hingegen säurehaltige Nahrungsmittel dar. 

So senken Kaffee, Tee oder Orangensaft vorübergehend den pH-Wert der Mundhöhle, während zuckerhaltige Getränke oder Brotaufstriche die Vermehrung von Bakterien fördern, die Säure produzieren. In beiden Fällen ist die Folge eine Übersäuerung des Mundraums. 

Da der Zahnschmelz zu großen Teilen aus Calcium und anderem Mineralien besteht, ist er durch Säure angreifbar – es kommt zu verstärktem Abrieb durch das Zähneputzen. Aus diesem Grund sollte das Zähneputzen unmittelbar nach dem Frühstück unbedingt vermieden werden.

zähneputzen nach dem Frühstück

Um den Zähnen nach dem Frühstück genug Zeit zur Remineralisierung zu geben, sollte die Wartezeit vor dem Zähneputzen daher mindestens 20 Minuten betragen. Dies entspricht der Zeit, die der Speichel benötigt, um den Zahnschmelz zu remineralisieren und Säure in der Mundhöhle abzubauen. Unterstützen lässt sich dieser Vorgang dadurch, nach dem Frühstück den Mund auszuspülen oder ein Glas Wasser zu trinken. 

Auf diese Weise werden die gröbsten Rückstände entfernt, ohne die Zähne zu gefährden – Bakterien haben also gar nicht erst die Möglichkeit, sich in diesen zu vermehren und Säure zu produzieren. 

Nach 20 Minuten kann dann mit fluoridhaltiger Zahnpasta geputzt werden, um die Zähne vollständig zu säubern und zusätzlich zu schützen. Für Erwachsene und Kinder ab dem Schulalter empfehlen die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) und die Bundeszahnärztekammer Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 1500 ppm, um einen angemessenen Schutz der Zähne zu gewährleisten. Bei Kindern bis sechs Jahren hingegen wird entweder eine erbsengroße Menge einer Kinderzahnpasta mit 500 ppm Fluorid oder eine reiskorngroße Menge einer Zahnpasta mit 1000 ppm empfohlen.

Unser Fazit

Um es auf den Punkt zu bringen: Wer es morgens eilig hat, sollte sich angewöhnen, die Zähne vor dem Frühstück zu putzen. So ist der Zahnschmelz von vornherein gegen Bakterien sowie die in Getränken und Lebensmitteln enthaltene Säure geschützt und muss sich nach dem Frühstück nicht erst erholen. Wird nach dem Frühstück zu voreilig geputzt, bringt dies ansonsten mehr Schaden als Nutzen mit sich, da der durch Säure angegriffene Zahnschmelz sich stärker abnutzt als dies normalerweise der Fall wäre.

Abgesehen davon spielt es jedoch kaum eine Rolle, ob die Zähne vor oder nach dem Frühstück geputzt werden. Wichtig ist nur, dass sie mindestens zwei Mal am Tag jeweils drei Minuten lang gründlich mit einer Zahnpasta mit ausreichendem Fluoridgehalt geputzt werden. Dazu empfiehlt sich die Anwendung der KAI-Putztechnik: Zuerst werden die Kauflächen geputzt, danach die Außenseite der Zähne und zum Schluss die Innenseite.

Experten raten übrigens oft zur Verwendung einer elektrischen Zahnbürste, um die besten Putzergebnisse zu erzielen. Diese sind leichter zu handhaben und gelangen tiefer in die Zahnzwischenräume als die meisten Handzahnbürsten. Handzahnbürsten hingegen sind stärker von einer korrekten Putztechnik und der Wahl des richtigen Modells abhängig. Im Idealfall können sie jedoch ähnlich gute Ergebnisse erzielen wie elektrische Zahnbürsten. 

Daher ist die Wahl der Zahnbürste eine persönliche Präferenz. Jedoch sollten in jedem Fall im Rahmen der täglichen Mundpflege die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen gereinigt werden. Bei Fragen von der Wahl einer geeigneten Zahnbürste und der richtigen Putztechnik bis hin zur zahngesunden Ernährung beraten unsere Experten Sie natürlich gerne.

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